Rainer Universalis

Arnulf Rainer
Arnulf Rainer Museum
Ausstellungsansicht: 
Arnulf Rainer: Universalis

Mit der Ausstellung RAINER UNIVERSALIS feierte das Arnulf Rainer Museum zwei Jubiläen: Arnulf Rainers 85. Geburtstag, sowie das fünfjährige Bestehen des Arnulf Rainer Museums im Frauenbad Baden.

Eine konzentrierte Auswahl an Schlüsselwerken aus bisherigen Ausstellungen des Museums wurde erstmals einer großen Zahl an übermalten Büchern, Arnulf Rainers erklärten Lieblingen seines Oeuvres, gegenüber gestellt. Verantwortlich für die Konzeption der Ausstellung ist Prof. Helmut Friedel, ehemaliger Direktor des Lenbachhauses München und Kurator der großen Retrospektive Arnulf Rainers der Albertina Wien.

Anhand von über 60 Werken ­­– beginnend bei den Zentralgestaltungen, Kreuzzentralisationen, Proportionsstudien und monochromen Übermalungen der 50er Jahre; den großen Zyklen der Face Farces, Körpersprache, Frauensprache, monumentale Kreuze, sowie expressiven Hand- und Fingermalereien der 60er und 70er Jahre; den Mitte der 1980er Jahre entstandenen, farbintensiven Gemäldeserien der Botanika und Schlangen; den kontemplativen Kosmos- und Schleierbildern der 90er Jahre, bis hin zu den späten Hommagen an die Kunst der Vergangenheit – bietet die Ausstellung einen umfassenden Einblick in das malerische Schaffen Arnulf Rainers.

Korrespondierend zu den Gemälden präsentiert RAINER UNIVERSALIS erstmals eine Auswahl von über 30 überarbeiteten Büchern Arnulf Rainers. In der andauernden Beschäftigung mit antiquarischen Werken des 18. und 19. Jahrhunderts erschafft sich Rainer wie in einer „bewussten Reaktion auf die universal schaffenden Künstler der Renaissance als homo secundus deus sein Universum. Nach einem strengen Ordnungsprinzip lässt er Motiv- und Themenkreise gleich den einzelnen Kapiteln einer Schöpfungsgeschichte aufeinander Folgen." (1)

Mehrere hundert Bücher hat Rainer bisher überarbeitet, oder deren Bildmaterial als Grundlage für Bildzyklen verwendet. Thematisch reichen diese überarbeiteten, historischen Bände im weitesten Sinn von Kunstbüchern, über bewusst romantische, der Erbauungsliteratur zuzurechnenden Bildbände, bis hin zu naturwissenschaftlichen Publikationen über Anatomie, Anthropologie, Zoologie, Botanik und Paläontologie, deren Bildteile mit hochqualitativen Radierungen, Stichen und Lithografien illustriert sind. „Wenn ich auch in der Welt der Antiquare manchmal als barbarischer Zerstörer gelte, so möchte ich auch hier wieder zum wiederholten Male versichern, daß diese Überarbeitungen alter Buchgraphik aus einem Liebesimpetus der Verschmelzung und Verheiratung erfolgt." (2)

Die einzigartige Architektur des Museums im historischen Frauenbad erlaubt es, die ausgestellten Arbeiten gemäß den Werkgruppen räumlich aufzubereiten und die stilistische wie emotionale Wandelbarkeit im Schaffen dieses großen Künstlers zu demonstrieren. Die kunsthistorische Bedeutung des 1929 in Baden geborenen Arnulf Rainers ist unwiderruflich. Er gilt als Begründer des Informel in Österreich; die in den 50er Jahren entwickelten Übermalungen machen ihn weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und im internationalen Kollegenkreis berühmt. Seine intensive Suche nach neuen Wegen der Malerei und die stetige Weiterentwicklung seiner künstlerischen Strategien, begleitet von performativen Arbeiten und umfangreichen Schriften, lassen Arnulf Rainer zu einem der einflussreichsten lebenden Künstler der Gegenwart werden.

(1) Die Schöpfungsgeschichte der Bücher. Oder: die Buchübermalungen der achtziger Jahre. In: Barbara Catoir, Arnulf Rainer. Übermalte Bücher, Prestel-Verlag, München 1989, S. 47
(2) Arnulf Rainer (1992). In: Arnulf Rainer. Schriften, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2010, S. 303.

Kurator: 
Helmut Friedel

Laufzeit der Ausstellung:
19. Oktober 2014 - 17. Mai 2015